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Als ich begann mich selbst zu spüren

Eine psychosomatische Abhandlung auf den Höhenpunkt gebraucht

Endometriose und Sexualität - Warum dieses Thema?

Ich bin Endometriose Patientin. Bis zu meiner Diagnose 2017, im Alter von 34 Jahren, hatte ich keinen nennenswerten Bezug zu dieser Erkrankung.

Endometriose ist eine gutartige, chronische Erkrankung, die mit massiven Schmerzzuständen einhergehen kann.

Genau dieser Umstand, dass eine an Endometriose erkrankte Frau, eine chronische Schmerzpatientin ist, führte mich zum Thema Sexualtherapie. Es ist schwierig, sich der Sexualität, dem Empfinden, der Lust und der Freude hinzugeben, wenn bei beinahe jeder Sexualstellung der Kopf bei der Sache ist, um abzuwägen, was sich im eigenen Schmerzempfinden ausgeht und wo die Grenze des Erträglichen ist.

Im Ausleben ihrer Sexualität sind die betroffenen Frauen jedenfalls selten im Spüren oder im vertrauensvollen Lustempfinden.

Es ist nicht das fehlende Vertrauen zum Partner, es ist vielmehr das verlorengegangene Vertrauen in den eigenen Körper. Und die Tatsache, dass sich Monat um Monat alles darum dreht, wie intensiv die Schmerzen, wo im Körper wieder zu spüren sind.
Nicht selten plane ich auch meinen Terminkalender nach der Endometriose.

Meine jahrelange körperliche Befindlichkeit hat lange dazu geführt, dass ich annahm, Sexualität ist ein rein mechanischer Vorgang und irgendwie muss ich da, mit mal mehr, mal weniger Schmerzen, einfach durch.

Mich hat nie eine Gynäkologin je darauf angesprochen, ob ich Schmerzen beim Sex habe. Und wenn ich es mir mit Anfang 20 traute, dieses Thema anzusprechen, wurde mir von allen Gynäkologinnen vermittelt, dass ich einfach empfindlich sei und sich das im Laufe meines Frauenlebens, allerspätestens bei einer Geburt legen würde bzw. ich dann tatsächlich wisse, was Scherzen wären. Diese und ähnliche Aussagen der Ärztinnen haben lange Zeit zu meiner Annahme geführt, ich sei wahrscheinlich sehr mimosenhaft und über die Maßen „untenrum“ schmerzempfindlich und müsse mich da einfach „durchquälen“. Es entstand für mich auch der Eindruck, dass ich mich eher dafür schämen müsste so verspannt und nicht orgasmusfähig zu sein.

In meiner Arbeit als Hebamme habe ich sehr oft meine damalige Annahme von Patientinnen bestätigt bekommen.

„... da müsse man einfach durch...“
„....wegen mir müssten wir eigentlich gar keinen Sex haben, tut eh nur weh...“ „Orgasmus?.... habe ich in meinem Leben noch nie verspürt...“
„.... ich mach es nur wegen meines Partners..... gut ist das jedenfalls nicht“

Diese und ähnliche Aussagen habe ich oft zu hören bekommen.

Bis ich mich einfach damit abgefunden hatte und darauf achtete, immer Schmerzmittel parat zu haben um zumindest weniger Schmerzen beim Sex zu verspüren. Von Orgasmus war schon lange keine Rede mehr.

Diese Situation ist aber auf Dauer sehr belastend. Auch die Selbsthilfe Foren habe ich nicht hilfreich und unterstützend erlebt, da dort dazu geneigt wird, das Thema Sex völlig auszusparen. Beinahe jeder Erfahrungseintrag von Endometriose Patientinnen handelt davon, welche utopischen Ernährungsformen helfen, wer die stärksten Schmerzmittel nimmt und wer schon welche großen Operationen hinter sich hat. Für mich entstand der Eindruck, dass es auch um ein Buhlen um den 1. Platz der ärmsten Endometriose Patientin ging. Wer nicht ordentlich leidet, hat es nicht verdient im Forum zu sein.

Erst durch das tatsächliche Auseinandersetzen mit meinem Körper, in der Ausbildung zur Psychotherapeutin, konnte ich eine Ahnung davon bekommen, dass bei mir doch nicht sprichwörtlich „Hopfen und Malz“ verloren waren.

Ich begann mich nicht mehr über die Rolle der armen, leidenden und gequälten Kranken zu betrachten. Vielmehr gelang es mir, mich in der Rolle einer Frau zu sehen. Damit verbunden begann ein Hintergrundprozess in dem es notwendig wurde, mich einer Verantwortung zu stellen. Der Verantwortung für mich selbst. Diese neue Rolle war anfangs ebenfalls schmerzhaft, und zwar auf der psychischen Ebene. Es wurde notwendig, mich noch einmal mit meiner psychosexuellen Biografie auseinanderzusetzen, um ein Integrieren meiner Schmerzen möglich zu machen. Ich musste meine gelebte Weiblichkeit, das Frau sein, meine „innere Mutter“ in mein Rollenrepertoire, im Sinne einer Persönlichkeitsentwicklung integrieren.

Diese Erkenntnis war die Grundlage für meine eigene Erfahrungsreise, am Weg dazu, Lust und Sinnlichkeit, sowie Orgasmusfähigkeit wieder in mein Leben lassen zu können. Dazu diente mir die Weiterbildung der Paar- und Sexualtherapie.

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